Sonntagslaune,die


Wacht man an Sonn- und Feiertagen in freudiger Erwartung
seligen Nichtstuns auf und stellt dann erstens fest: ich habe Kinder und zweitens: sie stehen um 7 Uhr morgens auf, stellt sich ein resignierender, meist eher muffliger Zustand ein, auch bekannt als Sonntagslaune. 20 % dieser Tage werden mit maulen, jammern und daraus resultierenden Streitsituationen verbracht. Die übrigen 80% Prozent werden wacker dazu genutzt, nicht die schönen Dinge zu verpassen die sind, weil man die schönen, die waren nicht mehr haben kann. Kurz auch: Willkommen in der Realität!





Mittwoch, 31. August 2016

Bafög oder nicht Bafög- das ist hier die Frage

Natürlich können wir froh sein, dass es überhaupt so etwas wie eine Förderung für Studenten in Deutschland gibt. Die Idee ist wirklich gut, nur irgendwie haut das Konzept für mich nicht hin. Ich bin ein Arbeiterkind. Als ich nach erfolgreich absolvierter Ausbildung mein Abitur nachholte, war meinen Eltern nicht klar, dass ich deshalb auch noch studieren wollen könnte. Auch nicht mit Einserabschluss. Sie halten das bis heute schlicht für überflüssig. Ich dachte, das sei egal. Schließlich gibt es ja Fördermittel, die mittellosen Studenten das Überleben sichern. Sagen wir, ich weiß jetzt, wie sich Existenzangst anfühlt. Mein erster Versuch zu studieren scheiterte an einer Fördersumme von knapp über hundert Euro und dem strikten Glauben, dass es ja eh schon verrückt sei, auch noch zu studieren und dass man da kein Semester zu viel dranhängen dürfte. Weshalb in dem, damals sehr vollgepackten, Studiengang keine Möglichkeit bestand, zusätzlich zu arbeiten. Dann wurde ich auch noch schwanger und gab vorerst ganz auf. Jetzt, im zweiten Anlauf, hat sich einiges geändert. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder, bin Ende Zwanzig und deutlich gelassener, was die Anzahl der Studiensemester betrifft. Was sich nicht geändert hat, ist das die Höhe der mir zustehenden Fördersumme immer noch vom Einkommen meiner Eltern abhängt. Ich bin vor inzwischen gut zehn Jahren zu Hause ausgezogen und wirtschaftlich vollkommen unabhängig von meinen Erzeugern. Warum sollte mein Vater mir jeden Monat 500 Euro überweisen wollen/können/sollen? Es gibt also nur minimale Fördergelder. Doch jetzt befinde ich mich auch noch in einer Sonderstellung. Ich bin Onlinestudent und ich habe durch Schwangerschaft und Geburt eine Menge verpasst. Bekomme ich überhaupt nach 4 Semestern noch Geld? Die Antwort wäre für uns schon entscheidend. Ohne den Zuschuss wissen wir nicht, wovon wir zwei Kitaplätze bezahlen sollen. Doch es dauert. Seit Wochen planen wir ins Ungewisse. In wenigen Tagen beginnt das neue Semester und ich habe immer noch keine Antwort. Nicht mal eine Nachsendeaufforderung. Die gibt es ja eigentlich immer. Egal wie gründlich man die Papiere zusammensucht, irgendwas fehlt generell. Meist irgendwelche Unterlagen von den Eltern. Denen, die damit eigentlich überhaupt nichts mehr zu tun haben sollten…

Dienstag, 30. August 2016

Im Westen

Meine Oma erkundigte sich neulich bei meinem Cousin, ob die Wessis immer noch so auf ihre ostdeutschen Kollegen herabsehen würden und ob er es schwer habe, da drüben. Mein erster Impuls wäre es gewesen, erbost dazwischen zu rufen, dass man da doch gar keinen Unterschied mehr machen dürfe. Dann habe ich aber den Mund gehalten. Wir leben, genauso wie mein Cousin, als Ossis im Westen. Keiner unsere Freunde oder Kollegen hat uns je einen Unterschied spüren lassen. Aber es stimmt schon, es gibt ihn, den Unterschied zwischen Ost und West. Er steckt jedoch weniger in den Menschen, als vielmehr in den Lebensbedingungen. Oft höre ich, das Freunde überlegen umzuziehen, weil sie 100 m hinter der ehemals innerdeutschen Grenze das Doppelte Verdienen könnten. In demselben Beruf, unter vergleichbaren Bedingungen, innerhalb der gleichen Arbeitszeiten. Vor nicht allzu langer Zeit kam es zu einem riesigen Aufschrei auf Facebook. Sämtliche daheim geblieben ehemalige Klassenkammeraden regten sich lautstark über eine Erhöhung der Kitagebühren in meinem Geburtsort auf. Als ich die Zahlen sah, konnte ich nur bitter auflachen. Der erhöhte Beitrag entsprach fast genau der Hälfte unseres regulären Beitrages. Und wir zahlen nur den ermäßigten Tarif. Kita ist überhaupt hier etwas Anderes, als ich es gewohnt bin. Viel verwissenschaftlichter. Aber das ist sicherlich schon von Ort zu Ort unterschiedlich. Richtig gewöhnungsbedürftig fand ich die Öffnungszeiten. In der Stadt, in der ich jetzt lebe, beginnt eigentlich nichts vor 9 Uhr. Läden öffnen um 10 Uhr. Was aber nicht heißt, dass man um 10 schon erwartet wird. Wer so früh bei H&M über die Schwelle tritt, wird beobachtet wie ein Ladendieb. Wenn ich früher um 9 Uhr bei uns in den Ort kam, befanden sich die meisten schon vollgepackt mit den täglichen Besorgungen auf dem Heimweg. Teilweise musste ich mir den Wecker stellen um zur Post, zur Apotheke oder zur Paketannahmestelle zu kommen, bevor unter Mittag geschlossen wurde. Wenn ich jetzt meine Familie um 8 Uhr in Kita/ Arbeitsplatz abgegeben habe, habe ich mindestens eine Stunde Leerlauf, wenn ich zur Apotheke will. Backwaren sind auch interessant. Zum einen schmecken sie anders und zum anderen bekomme ich zu Hause deutlich mehr für mein Geld. Wenn ich dort mit 5 Euro zum Bäcker gehe, gibt es sogar Kuchen. Dort, wo wir jetzt wohnen sind es samstags bis zu 7 Euro ohne Kuchen, nur mit Käsebrötchen. Es ist also, auf den Punkt gebracht, nur der finanzielle Aspekt, der Verdienst und das Konsumverhalten, welches beide Seiten trennt. Jedenfalls was unseren Erfahrungsbereich betrifft. Die Leute selbst sind höchstens mal verwirrt, wenn ich sage dreiviertel 4 oder viertel 8 oder dergleichen. Eigentlich glaub ich sogar, dass es andersherum ist: Im Westen kümmert es scheinbar niemanden, wo du herkommst. Im Osten bestehen noch häufig Vorurteile gegen alles Neue und Fremde. Ein Grund, warum wir uns trotz der Mehrkosten in der neuen Heimat wohler fühlen, als in der Alten.

Mittwoch, 17. August 2016

Von Schweinen und Geschenken

Die Tochter meiner besten Freundin feiert demnächst ihren ersten Geburtstag. Als ich frage: „Was wünscht sich denn die Kleine?“, komm ich mir irgendwie blöd vor. Woher soll man das denn wissen? Woher soll das Kind denn wissen, was es bedeutet, sich etwas wünschen zu können? Nach näherer Betrachtung meines 8 Monate alten Zweitgeborenen komme ich jedoch zu dem Schluss, dass sich Babys sehr wohl gezielt Dinge wünschen. Nur das diese nicht unbedingt im Rahmen der Realität liegen müssen. Mein Krabbelkind, zum Beispiel, wünscht sich nichts sehnlicher, als einen Ausbau des Meerschweinchenkäfigs, der es ihm bestenfalls ermöglicht, direkt bei seinen kleinen haarigen Freunden einzuziehen. Die dürfen nämlich da drinnen den ganzen Tag genau das tun, was ihm hier draußen verboten wird: alles annagen, Stöcker essen, in diesen tollen Krümeln wühlen, Müsli knabbern, überall drauf und drunter klettern, ohne Windel rumlaufen und dennoch überall hin machen, Gras futtern und überhaupt mischt sich bei denen nie jemand ein. Seitdem er all diese Dinge bemerkt hat, nutzt er jede noch so kleine Gelegenheit für einen Einbruchsversuch. Und die Schweinchen? Sie würden ihn herzlich willkommen heißen. Denn wo wir hauptsächlich als Bedienstete gelten, denen man ab und an ein kurzes Kraulen und ein wenig Aufmerksamkeit gönnt, wird das Baby quasi als Herdenmitglied akzeptiert. Wenn es bis zur Schulter im Käfig steckt, suchen die Tiere nicht etwa das Weite, sondern kuscheln sich wie selbstverständlich an die kleinen Patschhändchen und nehmen das Haareziehen und die Sabberdusche mit stoischer Gelassenheit hin. Sogar der Futternapf wird wohlwollend geteilt. Im Freilauf rennen sie unbeeindruckt auf die kleine Krabbelwalze zu und wären wahrscheinlich längst platt wie die Flundern, würden wir das Kind nicht regelmäßig davon abhalten, sich auf, statt neben seine Lieblinge zu setzen. Unser „Kleiner“ ist nämlich sehr groß für sein Alter und macht gewichtsmäßig inzwischen seinem fast vierjährigen Bruder Konkurrenz. Aber ich schweife ab. Die Antwort ist also: Ja, man kann fragen was sich ein Baby wünscht und das werde ich auch tun. Schließlich haben meine Freunde keine Tiere. Kann also so schlimm nicht werden.

Freitag, 4. März 2016

Das Prüfungsvirus

Das Prüfungsvirus ist ein ziemlich ausgefuchster Parasit. Es gibt ihn allerorts in unendlich vielen Erscheinungsformen. Gemein ist allen Varianten das typische Erscheinen eine Woche vor und während der Semesterabschlussklausuren. Betroffen sind Kinder von 0-10 Jahren im Haushalt fleißig in letzter Sekunde lernender Studenten. Diesmal sind wir mit mildem Schnupfen davon gekommen. Ein Semester zuvor hat es uns jedoch hart erwischt. Eine Gruppenarbeit war noch als Prüfungsgrundlage einzureichen. Kaum hatten wir damit begonnen, schreibt meine Teampartnerin per Mail: „Sorry, Magen-Darm. Kannst du das zu Ende machen?“ Natürlich konnte ich. So machen wir das immer. Gleich bei der ersten Präsensveranstaltung unseres Onlinestudiums haben wir uns kennengelernt. 3 junge Mütter, die sich vorgenommen haben, irgendwie doch noch zu ihrem Bachelor zu kommen. Nun arbeiten wir zusammen, wo immer wir können, um uns bei Kinderchaos so gut es geht abzufangen. Das klappt aber auch nicht immer. Gegen das Prüfungsvirus scheint unser System absolut machtlos zu sein. So saßen wir uns also bei den vorletzten Klausuren mit großen Kaffeepötten und tiefen Augenringen gegenüber. Die Begrüßung klang etwa so: „Hi. Frag nicht- Magen-Darm.“- „Ah- kenn ich. Bei uns ist Grippe.“- „Scharlach…“ Aber einen Vorteil hat das Ganze: Wenn du die ganze Nacht Kinderkotze aufgewischt oder Wadenwickel gemacht hast, kannst du eine mündliche Prüfung nicht mehr übermäßig ernst nehmen. Im Gegenteil, das Ganze hat sogar was Entspannendes. Schließlich ist damit absolut gerechtfertigt, dass sich in dieser Zeit jemand anders der kleinen Rotznase annimmt. Follow my blog with Bloglovin

Sonntag, 28. Februar 2016

Von Monstern

Mein Großer meinte neulich zu mir: „Mama, ich kann nicht schlafen. Da sind Monster vor meinem Fenster.“ Hier muss man aufhorchen. Wenn mein Sohn von Monstern spricht, kann es delikat werden. Die Untermbettmonster nennt er nämlich Gespenster. Monster sind immer echt. Das weiß ich, weil ich auch schon eines seiner Monster gesehen hab. Damals wollte ich nur kurz auf den Balkon um Wäsche abzunehmen. Kaum ist die Tür offen, rennt mein Sohn hinter eine Zimmerpflanze und flüstert mit großen Auge „Mama, ein Monster!“ Ich will ihm erklären, dass es keine Monster gibt, da werden seine Augen noch größer. „Mama, das Monster läuft über den Teppich.“ Ich sehe nur kurz was huschen. Werde aber langsam unruhig. Mir dämmert etwas. „Du, wie sah das Monster denn aus?“- „Sooo groß und schwarz“, er zeigt beide Hände nebeneinander. Ich schlucke. „Wie viele Beine hatte es denn?“- „Ganz viele!“ Scheiße. „Du, ich glaub, das war eine Spinne.“ „Mama, DAS war doch keine Spinne. DAS war ein Monster!“ Und ich muss sagen: Recht hatte er. Ich traf das Monster 3 Tage später im Badezimmer. Hab versucht es zu ertränken. Musste von meinem Mann gerettet werden, der sich schließlich überwinden konnte beherzt mit einem Pantoffel zuzuschlagen. Extrem große Winkelspinne. Ich hasse die Dinger. Darum hab ich tagelang beim Insbettbringen das Fenster genau beobachtet. Und tatsächlich. Eines Tages erschien ein riesiger Schatten. Ich dachte erst an Waschbären, da kam der Schatten immer näher an die Wand und wurde naturgemäß dabei immer kleiner und kleiner. Mauseklein…

Mittwoch, 20. Januar 2016

Machen lassen

Donnerstag später Nachmittag auf der Rolltreppe im Kaufland. Nach einem Wutanfall meines Dreijährigen starre ich müde den frisch geschlüpften Säugling in meinem Wagen an und bete stumm darum, dass er auch weiterhin so friedlich schläft. Da fällt mir die kleine Gruppe auf, die sich direkt vor mir auf die Treppe geschoben hat. Ein Vater mit zwei Söhnen. Sie unterhalten sich locker in einer fremden Sprache. Die haselnussbraunen Augen der Jungen leuchten abenteuerlustig. Beide reden wild auf den vermeintlichen Vater ein. Der schüttelt ruhig den Kopf, kommentiert nur knapp. Unten büchst ihm der kleinere Junge, lass ihn 5 sein, aus und rennt zurück auf die mir entgegengesetzt fahrende Rolltreppe. Der Vater gibt eine kurze Anweisung, dreht sich um und geht. Der Kleene sieht das und wirft sich mit einem Hechtsprung über das Geländer auf die abwärts fahrende Rolltreppe. Leider hat er nicht bedacht, dass sich zwischen den Treppen noch die Warenauslage befindet. Er landet mit dem Gesicht in einem Haufen Geschenkpapier. Als er hochschaut, scheint er deutlich entsetzt. Damit, dass die Treppen und somit auch seine Körperhälften in unterschiedliche Richtungen fahren wollen könnten, hatte er wohl nicht gerechnet. Er macht eine ungünstige Bewegung, klemmt sich die Finger und windet sich dann grade noch runter vom Geländer, bevor er sich ernsthaft verletzen kann. Ich erwarte, dass er augenblicklich anfängt zu heulen. Mache mich darauf gefasst, ihn zu trösten und mit nach unten zu nehmen. Der Kleene jedoch steht auf, grinst ein Gewinnergrinsen und rast die Treppe runter. Der Vater schüttelt nur knapp den Kopf, scannt das Kind mit einem raschen Blick von oben bis unten und entscheidet dann, ihn mit dem Schrecken davon kommen zu lassen. Kommentarlos verschwinden sie im Saftregal. Was hätte er auch noch sagen sollen? Warum etwas diskutieren, dass besser erfahren werden kann? Ich denke mir im Stillen: Richtig so. Weniger „hätte“ und „sollte“ würde uns sicher auch nicht schaden.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Babys erster Ringkampf

Wir haben unser Laufgitter wieder aufgestellt. Hab darin neben dem Baby auch das Babyspielzeug vor dem großen Bruder sichergestellt. Die Analogie Zaun und Gitter war sehr eingängig, von daher hat sich das so angeboten. Das mein Baby dort Ringkämpfe veranstalten würde, hätte ich nicht erwartet. Ich saß vorhin gemütlich über ein paar Prüfungsaufgaben brütend auf der Couch, als der Kleine plötzlich wild zu toben begann. Erst flogen Arme und Beine des Säuglings wild durch die Luft, dann ging der Riesenteddy zu Boden. Als das siegreiche glucksen meines Sohnes zu einem frustrierten Kreischen wurde, beschloss ich, in das Kampfgeschehen einzugreifen. Über den Rand des Gitters gebeugt sah ich grad noch, wie er sich die kleinen Finger wütend ins Gesicht krallte. Aber warum war er denn überall so schwarz? Hastig griff ich mir den Zwerg und sperrte ihm mit meinem Daumen den Mund auf. Überall schwarze Fusseln, die der Kleine wütend um sich spuckte. Schreck lass nach! Der Bär hatte in Notwehr mit seinem Fell geworfen, als mein Sohn versucht hat, ihm ganz ohne Zähne den Zeh abzukauen. Wie ich den kahlen Fuß des Plüschtieres so betrachte, droht das Baby immer noch wütend mit der Faust in dessen Richtung. Ich würde sagen 1:0 fürs Baby. Einer Revenge bin ich jedoch zuvorgekommen, indem ich den Bären aus dem Laufgitter entfernt habe.